Der bienenfreundliche Garten

Zu den bestäubenden Insekten zählen neben der Honigbiene auch viele Wildbienenarten, Fliegen, Käfer und Schmetterlinge. Während die Honigbiene einen relativ großen Sammelradius hat und viele verschiedene Trachtpflanzen anfliegen kann, haben andere Bestäuberinsekten wie z. B. viele Wildbienenarten, oft ganz spezielle Bedürfnisse bezüglich Nistbau und Nahrungspflanzen. Doch es gibt eine einfache Lösung: vielfältig gestaltete Gärten!

Lebensräume schaffen!

Während die Honigbiene im Bienenkasten des Imkers zu Hause ist, haben Wildbienen ganz unterschiedliche Behausungen. In Deutschland gibt es 585 Wildbienenarten, nur wenige davon sind staatenbildend. Die Mehrzahl nistet im Boden, einige suchen sich Pflanzenhalme oder Totholz. Zu den staatenbildenden gehören die meisten Hummelarten. Sie bauen ihre Nester je nach Art unterirdisch in verlassene Nagetierbauten oder unter Baumwurzeln. Andere Arten nisten oberirdisch, z.B. in Komposthaufen, Dachböden, Meisenkästen oder in natürlichen Baumhöhlen. Ein naturnah gestalteter Garten bietet unterschiedliche Lebensräume: aufgesetzte Natursteine z.B. als kleine Mauer oder Kräuterspirale, Sträucher, Beete mit Blütenpflanzen, Sandhaufen, Totholz... Auch ein Insektenhotel bietet Unterkünfte, allerdings nur für einige wenige Arten! In jedem Fall muss immer auch eine geeignete Nahrungsquelle in der Nähe sein.

Vielfalt statt Einfalt- das macht Gärten bienenfreundlich!

Im Frühling, während der Obst-, Löwenzahn- und Rapsblüte ist das Nahrungsangebot noch reichlich, im zeitigen Frühjahr und vor allem im Spätsommer fehlt das Blütenangebot. Das muss nicht sein: Blumenwiese statt Rasen, Blütenstauden und -sträucher im Vorgarten, blühende Wildkräuter im Hof - Platz für eine Nektar- und Pollenquelle ist sogar noch im kleinsten Balkonkasten! Bewusst ausgesucht kann auch das öffentliche Grün bienenfreundlich gestaltet werden, ob mit Eh-da-Flächen, einjährigen Blühstreifen oder Staudenmischpflanzungen.
Neben Nektar brauchen Bienen auch Pollen. Nur ungefüllte Blüten bieten ihn an. Durch eine an die Bedürfnisse der Bienen angepasste Pflanzenauswahl bei einer gleichzeitig dichten, bodenbedeckenden Bepflanzung, lässt sich ein bienenfreundlicher Garten sogar mit deutlich reduziertem Pflegeaufwand gestalten. Einjährige Bienenweidemischungen wie z.B. die Tübinger Mischung (für Honigbienen, Wildbienen, viele andere Insekten) oder das Brandenburger Bienenweidegemisch (für Honigbienen, Hummeln und Schwebfliegen) können als Gründüngung ausgesät werden und dienen dann sogar noch als Bodenverbesserer.

Gedeckter Tisch auf Balkon und Terrasse

Je weniger Fläche zur Verfügung steht, umso sorgfältiger muss geplant werden, um den Bienen über die ganze Saison Futterpflanzen anzubieten. Der Nebeneffekt auf Balkon und Terrasse: Die Bepflanzung wird bunter und schmückt während der gesamten „Freiluftsaison“.
So könnte das auf ihrem Balkon aussehen: Für größere Kübel bietet die Schneeheide im Frühjahr an den ersten Flugtagen der Bienen ein reiches Nahrungsangebot. Gleichzeitig blühen Krokus, Schneeglöckchen und Traubenhyazinthe. Durch die Wahl verschiedener Sorten verlängert sich der Blütezeitraum.
In größeren Kübeln und breiten Balkonkästen gedeihen einjährige Sommerblumen. Reseda, Mohn in allen Variationen, Sommerazaleen und Tagetes, Goldmohn und Schmuckkörbchen sind gute Bienennährpflanzen. Im Handel werden auch spezielle Saatgutmischungen für Balkonkästen angeboten. Diese Blumenmischungen locken nicht nur Bienen, sondern auch Falter und Hummeln an. Die Aussaat ist ab April möglich.
Achten Sie beim Kauf der Balkonpflanzen Anfang Mai auf bienenfreundliche Arten bzw. Sorten. Zu ihnen gehören Prachtkerze (Gaura lindheimeri), Fächerblume, Vanilleblume, alle Salbeiarten mit kurzer Blütenröhre, wie z.B. Echter Salbei (Salvia officinalis) oder Mehliger Salbei (Salvia farinacea), Portulakröschen, Kapmalve (Anisodontea capensis), auch Lobelien sowie Balkonformen der Kokardenblumen (Gaillardia), von Sonnenhut (Rudbeckia) und Sonnenauge (Heliopsis). Auch niedrige einfachblühende Dahlien sind gut geeignet.
Beliebt ist auch der Balkon-Kräutergarten. Obwohl die Kräuter vor der Blüte am aromatischsten sind, lassen sie sich auch später noch gut in der Küche verwerten. Die Blüten von Thymian, Schnittlauch, Bohnenkraut, Borretsch, Majoran, Basilikum, Ysop und Weinraute sowie Zitronenmelisse oder Pfefferminze sind bei den Bienen heiß begehrt. Kräuter brauchen einen sonnigen Platz.
Im Spätsommer sammeln die Bienen auf den vielen Asternsorten, auf Fetthenne-Arten und der Bartblume sowie bei den bis in den Herbst hinein blühenden Dahlien. Auch einige Besenheidesorten (Calluna vulgaris) blühen schon ab August. Für den bienenfreundlichen Balkon eignen sich die einfachblühenden Sorten. Die Knospenblüher-Besenheide ist allerdings für Bienen uninteressant, da ihre Blüten geschlossen bleiben und für Bienen der Nektar damit unzugänglich ist.

Naturnah gärtnern
Kompostwirtschaft, Gründüngung, Vielfalt im Anbau (Mischkultur), schonende Bodenbearbeitung, „wildes Eck“ – all das was ein naturnahes Gärtnern umfasst – schafft auch gute Voraussetzungen für einen bienenfreundlichen Garten. Soweit hier überhaupt Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, sollte nur solche, die nicht bienengefährliche sind, angewandt werden. Diese sind mit B4 gekennzeichnet.



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